Früher habe ich Yoga gehasst. Zu langweilig. Stattdessen powerte ich mich beim Kickboxen, Bauch-Beine-Po und andere High-Impact-Kursen aus und lief zwei Stunden am Stück an der Elbe rum. Immer schön Gas geben, das war die Devise. Bis ich ein Rückenproblem bekam. Dann ging mit einem Mal gar nichts mehr. Das Einzige, was mir der Arzt erlaubte, waren Rückenkurse und Yoga, bis ich zur Reha konnte. Zum Glück bot der Rückenkurs-Trainer auch eine Yoga-Stunde an. Und gleich da lernte ich die wichtigste Lektion meines Lebens. Die ist einer der fünf Gründe, warum ich inzwischen ein echter Fan geworden bin.
1. Die Lektion: Geh’ nur so weit, wie es dir dein Körper heute erlaubt
Matthias Gahlke, mein Lehrer der ersten Stunde, wiederholte diesen Satz in jedem Kurs. Das war vor ungefähr acht Jahren, als ich anfing. Anfangs rauschte diese Weisheit einfach so durch. Bis ich irgendwann einmal überhaupt nicht fit war und mitten im Kurs öfter kraftlos auf die Matte sank. Da hörte sich der Satz plötzlich ganz anders an. Und ich lernte: Was gestern ging, kann heute unmöglich sein. Diese Weisheit begleitet mich inzwischen auch im Alltag. Ich spüre eher, wenn ich mich überfordere. Mache eine Pause, wenn ein Infekt aufzieht.
2. Yoga macht den Kopf klar
Buchstabensalat habe ich öfter mal im Kopf. Als freie Schreiberin kann das ziemlich doof sein, wenn eine Deadline droht. Aber es nützte nichts. Ich kam weder vor noch zurück im Text und entschied mich, erst einmal zum Yoga zu gehen. Anderthalb Stunden für Fortgeschrittene. Ich nenne den Kurs auch gern mal Drill-Yoga, Zirkus-Yoga oder Heavy Yoga, weil er wirklich anstrengend ist. Kaum war ich zurück im Homeoffice, flutschte der Text dann wieder. Ich lernte: Wenn ich meinen Kopf mal komplett abstelle und mich nur auf meinen Körper konzentriere, arbeite ich hinterher viel effektiver.
3. Es gibt echte Erfolgserlebnisse
Klar, Yoga sollte ohne Ehrgeiz auskommen. Es geht nicht um die Leistung, und auf die Matte des Nachbarn zu schielen und sich zu vergleichen, ist so gar nicht Yoga. Deshalb war ich entspannt unterwegs, glaubte, dass ich bestimmte Asanas, also Positionen, sowieso niemals beherrschen würde. Fehler! Denn nach nur etwa zwei Monaten konnte ich sogar mein ganzes Gewicht mit meinen Armen tragen, als ich die Krähe schaffte. Und ich war happy, weil ich eben doch gern auch Erfolgserlebnisse habe. Inzwischen habe ich sogar mal den Skorpion geschafft. Und das hätte ich tatsächlich nie für möglich gehalten.
4. Die Übungen geben jedem Körper das, was er braucht
Bei der Rücken-Reha kam raus: Ich bin zwar insgesamt muskulös und ganz gut trainiert. Aber aus irgendwelchen Gründen sind die Muskeln zwischen den Schulterblättern zu schlapp. Übungen wie der Seitstütz, das halbe Brett und der herabschauende Hund bauen bei mir genau dort kleine Kraftpakete auf, wo ich sie brauche. Bei Gesprächen mit anderen erfuhr ich, dass fast alle das so sehen. Viele sind in den Hüften und Beinen verkürzt, andere haben schwache Arme, bei mir ist es halt der mittlere Rücken. Seitdem sage ich immer: Yoga gibt jedem das, was er braucht. Und es macht auch noch schöne, definierte Arme: genau das Richtige für uns 40-somethings.
5. Neue Reisemöglichkeiten
Auf unserem Blog bin ich ja so ein bisschen die Reisebeauftragte. Es gibt für mich einfach nichts Schöneres, als neue Länder, Menschen und Kulturen kennenzulernen. Als Sinlge verreise zwar sehr gern auch alleine, freue mich aber auch, wenn ich mal mit anderen unterwegs bin. Yoga-Reisen passen deshalb perfekt zu mir. Tatsächlich habe ich auch schon erste Erfahrungen gemacht. Vor etwa drei Jahren gab ich bei Google einfach nur Urlaub und Yoga ein. Herausgekommen ist eine wunderbare Ayurvedareise nach Sri Lanka. Schon wieder so eine Bereicherung, die ich ohne meinen neuen Lieblingssport nie erfahren hätte.