Wie war das noch mal mit dem Laufen?

Laufschuhe an, raus und fertig. Bis Mitte dreißig war das kein Problem. Um die zweieinhalb Stunden konnte ich so vor mich hintraben und fühlte mich hinterher einfach nur gut. Das war vor zehn Jahren, als ich noch ziemlich direkt an der Elbe wohnte und ein paar Jahre lang drei, vier Mal pro Woche joggen ging. Meist bin ich schon morgens vor dem Frühstück in die Sportschuhe gestiegen und habe eine halbe bis dreiviertel Stunde die fantastischen Ausblicke an der Elbe, das regelmäßige Atmen und die unglaublichen Farben am Morgenhimmel genossen.

Und dann bin ich umgezogen. Rein ins Gewusel und weiter weg von der Elbe. Und irgendwie habe ich darüber das Laufen vergessen. Klar habe ich Sport gemacht. Aber anderen. Ein bisschen Krafttraining in der Muckibude oder Cardio auf dem Crosstrainer, dazu Yoga, das war’s dann. Unfit fühlte ich mich trotzdem nicht.

Lauf-Freude in Hamburg

Doch dann kam der Marathon. Ein Freund von mir flog extra von Griechenland hierher, weil der Hamburger 42-Kilometer-Lauf der schönste sein soll. Weltweit. Selbst Athen, wo der erste Marathon überhaupt entstand, kann da nicht mithalten. Sagt der Grieche. Ich feuerte ihn und ungefähr 19499 weitere Marathonis an und konnte es kaum glauben, dass mein Freund, der Partykracher, tatsächlich ans Ziel kam. Und dann passierte irgendetwas in mir. Ich wollte auch wieder laufen! Einfach den Kopf abschalten, einen Fuß vor den anderen setzen und am Ende glücklich und ein bisschen geschafft unter der Dusche stehen. Wieso habe ich es eigentlich vergessen, wie gut sich diese Art der Bewegung anfühlt?

Tatsache ist, dass die meisten Sportwiedereinsteiger 40plus sind. Das belegen Untersuchungen der Uni Bremen. Meistens sind es Kinder und Karriere, die eine längere Sportpause mit sich bringen. Bei mir war’s einfach nur nicht mehr so hübsch in der Gegend.

Aber jetzt bin ich wieder angefixt. Die glücklichen Gesichter beim Marathon, mein Freund, der tatsächlich das Ziel erreichte und die Erinnerung an das gute Gefühl von früher (inklusiver einer deutlich strafferen Haut und schönerer Beine) hat mich gepackt. Gestern war es soweit. Die alten Schuhe wurden rausgekramt, Hose und Funktions-Shirt angezogen – das ganze Laufequipment hatte sich etwas weiter hinten im Schrank versteckt – und dann ging es raus.

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Brüllend häßlich, aber gut ©asics

Bis zur nächsten Kreuzung. Da hätte ich schon fast zusammenbrechen können. Luft war genug da, nur taten mir mit einem Mal Muskeln weh, die ich überhaupt noch nie beim Sport gespürt habe: die Schienbeinmuskeln. Wieso fühlte sich Laufen früher so anders an? Auch wenn es gestern eine Körper-Katastrophe war, ich mache weiter. Heute morgen bin ich tatsächlich wieder früh los getrabt. In der direkten Umgebung. Es war genauso schlimm! Als Anreiz habe ich mir gleich danach erst mal nigelnagelneue Treter gekauft. Wie schon früher vertraute ich da voll und ganz meinem Lieblingsladen Lunge. Es sind auch wieder asics geworden, mit solchen bin ich früher schon gelaufen. Laufbandanalyse erst mal ohne Schuhe, dann mit. Die neuen sind zwar brüllend häßlich, aber mit Sicherheit gesünder als die alten Teile. Mal schauen, wie sich diese neuen Dinger, mein Körper und mein 40-plus-Ich anfreunden können. Ich werde berichten, ob ich es irgendwann noch mal schaffe, dieses altbekannte Läuferglück auf der Strecke wiederzufinden.

 Demnächst kommt Teil 2: Fünf Gründe, warum ich wirklich wieder laufen will

 

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