Chill mal – sagt meine Tochter zu mir. Ich muss grinsen. Der einzige “Chill”, den ich mir gerade gönne, ist die eisige Luft, die beim Lüften ins Zimmer kommt. Ja, ich bin reichlich angespannt. Denn es liegen so einige Projekte auf dem Schreibtisch, ein Buch möchte zu Ende geschrieben werden, einige Artikel. Und für den Blog wollte ich doch auch noch …
Gerade als Freiberuflerin ist das immer so eine Krux: Zu wenig Arbeit ist gar nicht gut. Zuviel? Nun. Wenn es aufregende Aufgaben sind, dann ist das einfach Adrenalin pur und ich mag das. Es macht Spaß. Interviews, Abgabetermine, tippen, telefonieren. In andere Städte reisen und im Kopf fremde Welten erkunden. Ideen für neue Artikel zu spinnen. Die Nächte sind etwas kurz und meine Kinder kennen meinen “Mama hat einen Abgabetermin”-Blick. An solchen Tagen gibt es öfter mal Abendessen vom Pizzadienst – das finden die beiden eigentlich ganz gut. Positiver Stress sorgte für Nervenkitzel. Blöd nur, wenn auch noch Anstrengendes, etwa eine Steuererklärung oder noch ein Schnellauftrag, dazwischen rutscht. Dann rächen sich die durchgemachten Nächte: Ich weiß nicht mehr wo ich anfangen soll und erlaube mir kaum Pausen. Nicht gut. Ich weiß. Auch an meiner Tafel steht, inspiriert von Susanne Westphal, “Genussarbeiten”. Erst Arbeit die Spaß macht, dann das erledigen, was sein muss. Und dann wieder auf die guten Sachen konzentrieren. Auf Buchstaben und Worte, die ich schreiben darf.
Aber ich habe den Rat meiner Tochter nicht befolgt. Keine Pausen eingelegt. Eher Zähne geknirscht, als entspannt Tee getrunken und mich über meine schönen Aufgaben gefreut. Und dann passiert das, was nun so gar nicht passt: die Zwangsentschleunigung.
Unfreiwillige Entschleunigung: wenn nichts mehr geht
In ganz Deutschland geht gerade die Grippe um, und es ist bitterkalt. Erst neblig trüb, und dann schneit es. In meinem Kopf sieht es ähnlich aus. Trüb und verschneit, Gedanken wollen sich nicht mehr sortieren. Und auch wenn ich es erst nicht wahr haben will: Ich habe mich angesteckt. Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen. Nicht nur einen Tag ausgeknockt, sondern eine gute Woche. Der Schnee dämpft alle Geräusche und mir kommt die Wohnung wie ein Mini-Kosmos vor. Arbeiten? Ich versuche es. Verlasse das Bett, fahre mit dem Rad zum Einkauf. Und komme mir vor, als hätte ich einen Marathon gelaufen. Was ich nicht bedacht hatte: So ein echte doofe Influenza, die haut um. Als Rekonvaleszentin soll ich ich mich schonen, sagte die Ärztin. Nun ja. Aber die Abgabetermine sind nun einmal da.
Drei oder vier Tage versuche ich normal zu arbeiten. Ich merke, wie sehr noch jede eigentlich kleine Anstrengung wie Wäsche aufhängen schlaucht. Unfreiwillige Entschleunigung, ich gehe alles sehr langsam an. Und dann: ein Rückfall. “Typisch für die Grippe in dieser Saison”, bekomme ich zu hören. “Wenn Sie sich jetzt nicht schonen, kann das wirklich den Herzmuskel angreifen. Das ist keine Bagatelle, so ein Grippe.” Ob ich will oder nicht: Nichts geht mehr. Ich schlafe. Und schlafe. In Gedanken purzeln die Worte, aber nicht am Rechner.
Gesund werden? Wann denn? Und dann kocht meine Tochter für mich Tee und Wasser für eine Wärmflasche. Der Sohn holt Extradecken. “Wir kuscheln uns jetzt alle gesund.” Mir wird klar: Das ist es. Das ist wichtig. Unsere Nähe, Gesundheit. Diese unfreiwillige Entschleunigung, die musste einfach sein. Damit der Kopf wieder frei wird. Und ich mir auch in stressigen Phasen mehr Auszeiten gönne. Weitere sieben Tage im Bett waren nötig. Und nun steht wieder viel Arbeit an. Trotzdem habe ich mich verabredet und werde bewusst “Feierabend” machen. So eine Auszeit kann ja auch für neue Pläne genutzt werden.
So ganz ausgestanden ist die Krankheit nicht. Ich wünsche allen, denen es gerade ähnlich geht eine rasche Genesung und gute Besserung!
Ich, selbstständig mit geregelten Öffnungszeiten, habe gerade eine zweiwöchige Influenza hinter mir. Zwei Wochen Arbeitsausfall mit schlechtem Gewissen im Nacken und zwei Wochen totaler Schwäche mit damit verbundenen Panikattacken! Rien ne va plus! Der Supergau!!! Und leider hat man nichts von der unfreiwilligen Entschleunigung – man ist einfach zu schwach.
Oh, du Arme. Wir hoffen, dass es dir mittlerweile besser geht. Falls nicht, allerliebste Genesungswünsche von uns.