Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust. Ich liebe Goethes Faust und kann ihn so gut verstehen. Dieser berühmte Satz gilt bei mir vor allem fürs Reisen. Irgendwie will ich immer alles. Ich mag einfaches Campen, weil ich mich dann wieder so pur fühle, und ich liebe gutes Essen und manchmal auch den Luxus. Normalerweise wechseln sich meine Urlaube immer mal ab: mal Luxus, beim nächsten dann wieder das Einfache, Ungeschminkte. Dann will ich mit Flip Flops und einem Strandkleid von H&M durch den Sand laufen, mir keine Gedanken um das Make-up machen und einfach nur entdecken, was auf mich zukommt. Ohne Plan lasse ich mich treiben und schaue einfach nur, was kommt. Nur ein einziges Mal habe ich beides zur gleichen Zeit bekommen: bei meinem Sardinien-Urlaub im letzten Jahr.
Das Ressort Valle dell’Erica liegt im Norden, nur wenige Kilometer von dem Promi-Ort Porto Cervo entfernt. Es fühlt sich an, als ob es eine Galaxie weit weg wäre. 1400 Meter Küste gehören dem Ressort. Dazwischen verstecken sich raue Felsen und Sandbuchten. So schön und edel die Zimmer, die Restaurants und der Spabereich auch gestaltet sind: am meisten begeistert micht die unglaubliche Ruhe und die Schönheit der Landschaft.
Und obwohl das Ressort mehr als 250 Zimmer hat, fällt das nie auf. Viele verzweigte Wege hinter den typischen Sträuchern und Baumen dieser Gegend lassen diese Ressort wirken, als wäre man gerade irgendwo im Nirgendwo. Flip Flops? Klar. Bequemes, lässiges Shirt? Kein Problem. Nie, wirklich nie habe ich mich in einem ähnlichen Sterne-Hotel oder Ressort nur ansatzweise so entspannt gefühlt. Falls es einen Dresscode gibt, dann heißt er der einfach nur: Mach, was du willst. Das sehen auch die anderen Gäste so. Junge Honeymooner, kleine Familien, ältere Paare – hier ist alles bunt gemischt.
Strandbar mit Hippie Flair: Auch das ist mein Sardien-Urlaub
Mein Liebling unter den sieben Restaurants ist das Strandrestaurant La Zini. Versteckt in einer Ecke liegt es vor einer kleinen Bucht, in der die Felsen aussehen, als wären sie zur Deko extra dahin gerollt worden. Das Fischrestaurant selbst schaut aus, als wäre die Zeit in den Siebzigern stehengeblieben. Rustikales Holz und eine Edel-Hippie-Atmosphäre gerade so, als kämen gleich Brigitte Bardot und Gunter Sachs durch die Tür.
Zurück laufe ich über den Fitnesspfad die Küste entlang. Er schlängelt sich über die ganze Bucht. Und schon ist es wieder da: Dieses tolle Gefühl der Freiheit. Kein Chichi, nur der Weg, das Meer und ich. Das Hotel ist nahezu ausgebucht, aber auch hier bin ich allein mit mir und dem Meer. Genau so wie ich es will. Auf Sport und Fitness habe ich gerade keine Lust. Deshalb fällt das aus.
Diese Ruhe im Ressort überträgt sich komplett auf mich. Auf Action möchte ich verzichten. Ein bisschen in den Meerwasserpools vom Thalasso-Spa rumdümpeln, dann wieder gemütlich eingewickelt im Bademantel ein Buch lesen und von meinem Balkon aus auf die weite Landschaft und das Wasser schauen.
Sardinien-Urlaub: Pasta herstellen inklusive
Abends beim Dinner im rustikalen Ristorante li Ciusoni steigt mein Energie-Level wieder. Und das liegt an Chicca Ortu. Sie gehört zur Familie der Besitzer, und ist aber vor allem eine passionierte Köchin. Und das zeigt sie auch gern. Ein Mal in der Woche demonstriert sie, wie die typische sardische Pasta Ciusoni hergestellt wird. Dazu benutzt sie einen fünzig Jahre alten Korb, in dem sie die kleinen Teigbällchen zu ihrer muscheligen Form rollt. Dabei erzählt sie mir, wie geehrt sie sich fühlte, als ihre Großmutter ihr den Nudelkorb überließ. Verzweifelt ist sie auf der Suche nach einem neuen, handgemachten, falls dieser mal auseinanderfällt. Das Problem, erzählt sie, sei, dass die so gut wie gar nicht mehr per Hand hergestellt würden. Deshalb hegt sie ihr Erbstück und hofft, dass es noch lange hält. Und trotzdem gibt sie ihren Nudelkorb aus der Hand, damit die Gäste auch mal Pasta rollen können. Na klar will ich!
Eine halbe Stunde später kommen dann “unsere” Nudeln auf den Tisch. Ein paar Meter entfernt rasen kleine Wildschweine durch die Gegend und trauen verdächtig nah an den Tisch heran. Na, Jungs, an eurer Stelle würde ich ja auf Abstand gehen. Eure Kumpel drehen sich nämlich gerade über dem Feuer am Spieß, denke ich. Und wieder erlebe ich etwas, das mir sonst noch nie in einem Luxus-Ressort begegnet ist. Einen Mix aus völliger Ruhe, edlem Essen und vielen überraschenden Momenten wie beim Pastamachen oder mit den Wildschweinen – so besonders kann Sardinien sein.
Wer jetzt auch Lust auf einen Sardinien-Urlaub mit 5-Sterne-Freiheit im Valle dell’Erica bekommen hat, findet hier die Angebote. Zimmer gibt es ab 150 Euro pro Person inklusive Halbpension.