Heiße Ohren für eisige Tage (und Nächte): Verenas aktuelle Top Drei-Alben für die kalte Jahreszeit
Sarajane McMinn, Step One (über iTunes)
Manchmal ist eine neue Liebe nur einen Satz entfernt. Zum Beispiel, wenn Sarajane McMinn den Mund aufmacht und singt: „If you’re afraid of heights, then don’t ride a ferris wheel“, und spätestens bei den letzten Worten ist ihr jeder im Saal verfallen, dieser charismatischen Person, halb Glamour-Diva, halb Sinéad-O-Connor-Wiedergängerin, halb norddeutsch und halb britisch, herb wie Matjes und süß wie Scones mit Clotted Cream. Esther und mich hat es neulich eher zufällig auf das Hamburger Konzert der Soul- und R’n’B-Sängerin verschlagen, und wir waren uns einig: Diese Frau und diese Stimme gehören für uns zu den ganz heißen Kandidatinnen für unseren Lieblings-Wintersound. Eine Stimme, in die man sich einkuscheln kann wie in eine warme Decke, wenn’s draußen friert. Ihre Songs laufen phasenweise in Endlosschleife auf meiner Playlist, vor allem an dem melancholisch-warmherzigen „Carousel“ kann ich mich nicht satthören. Meine Favoritin bei den Musiktipps 2017. Mehr Info: www.sarajane.eu
Musiktipps 2017: melancholische Frauen mit heißen Herzen und warmer Stimme
Lana del Rey, Honeymoon
Also früher, so mit 17 oder 27, da war das immer so: Ich hörte ein bestimmtes Lied und hatte sofort eine Erinnerung an eine romantische Situation. Das lief doch im Hintergrund, damals, als ich mit Frank zum erstem Mal allein in einer Bar stand, an dem Abend, bevor wir … na, ihr kennt das. Mit Lana del Rey verbindet mich eine Erinnerung, die im kompletten Kontrast dazu steht: Ich werden nie vergessen, wie ich vor ein paar Jahren an einem trüben Abend auf der A 7, kurz vor den Elbbrücken, auf dem Rücksitz streitende Kinder, zum ersten Mal diese Harfenklänge zum Auftakt ihres Hits „Video Games“ hörte. Und dann diese Stimme, und dieses erotisch gehauchte „I heard that you like the bad girls, honey“. OMG. Lana del Rey hat damals einen Alltagsmoment mit derart viel Gefühl aufgeladen, dass sie für mich immer etwas Besonderes bleiben wird. Ihr neuestes Album „Honeymoon“ ist zwar schon über ein Jahr alt, deshalb vielleicht ein wenig spät bei den Musiktipps 2017, aber dafür hat es mir mein Liebster unter den Weihnachtsbaum gelegt, und im winterlichen Wohnzimmer hat es auch einen guten Platz – auch so ein schöner, melancholischer Soundtrack, wenn Sofa, Rotweinglas und Stricksocken ihren abendlichen Akkord bilden.
Melody Gardot, The Absence
Überrascht hat mich dagegen Melody Gardot, die ich nun auch schon ein paar Jahre lang kenne und verehre – eine Jazzsängerin alter Schulte, ganz Diva, legitime Nachfolgerin von Ella Fitzgerald & Co., deren leicht unterkühlter Retro-Nightclub-Sound mich bereits durch manchen Winter gebracht hat. Denn die lässt auf ihrer neuesten CD die Sonne rein: Da klingen viel Bossa Nova und Samba durch, da wippt man unter der Wolldecke mit und fühlt sich wie das Girl from Ipanema, das nur gerade einen Hausanzug über seinen Bikini gezogen hat. Auch diese – nicht mehr ganz brandneue – CD habe ich unter dem Weihnachtsbaum hervorgeklaubt und lasse sie nicht mehr los: Melody gibt mir die Zuversicht, dass irgendwann wieder Sommer wird. Auch wenn Abwesenheit – Absence – dem Album seinen Namen gab – irgendwann kommt alles wieder. Und das meine ich nicht nur im Bezug auf die Jahreszeiten.
Auch einen Blick auf unser Lieblingsvideo werfen? Hier singt Sarajane McMinn über das Auf und Ab des Lebens.
Danke an den Fotografen Jörg-Martin Schulze, der uns netterweise zwei seiner Konzertaufnahmen von Sarajane McMinn im Hamburger Club “Knust” zur Verfügung gestellt hat.