In den letzten Jahren haben sich gediegene Urlaubsorte wie Timmendorf, St. Peter Ording und Scharbeutz ein cooles Makeover verpasst. Die schönste Zeit für ein paar Tage Meereswellness? Jetzt, findet Verena
Kurze Schrecksekunde an der Rezeption. „Wir sind ausgebucht“, verkündet die fröhliche, dunkelhaarige Dame hinter dem Tresen. Wie bitte? Ende November, Anfang Dezember ist doch nicht gerade Hochsaison für Ostseeurlaub. Ich dachte, um diese Zeit werden die Strandkörbe eingemottet, die Cocktailbars winterfest verschlossen, und alle Gastgeber wundern sich, wenn sich jetzt noch ein Wintergast zu ihnen verirrt. So wie wir. Und jetzt ist nicht mal im Hotelrestaurant am Samstag abend noch ein Platz zu bekommen? „Nein, keine Sorge“, beruhigt sie uns, „im Restaurant gibt’s noch Plätze, aber unsere Zimmer sind alle belegt. Deshalb sollten Sie besser einen Tisch reservieren.“
Meereswellness im Winter: Einen Teil davon gibt’s sogar gratis
Neulich, in Timmendorf – das war kein Zufall. Seit einigen Jahren haben sich die klassischen Sommerferienorte an den deutschen Küsten nämlich ein cooles Makeover verpasst, mit einer Reihe neuer Hotels, die eher nach Wohnzeitschrift aussehen als nach Muttis 70er-Jahre-Familienpension: Loft-Chic statt Spitzendeckchen- und Möwenaufstellerchen-Deko, gute Restaurants von international bis neudeutsch statt der ewigen Finkenwerder Speckwürfelscholle (die man aus ökologischen Gründen ja ohnehin nicht mehr guten Gewissens essen kann).
Angefangen hat die Westküste, mit zwei Resorts im California Beach Style in St. Peter Ording, entstanden beide innerhalb der letzten paar Jahre. Jetzt hat auch die Ostküste Schleswig-Holsteins nachgezogen: In Scharbeutz thront seit neuestem ein Hotel im Sixties-Style mit Sushi-Bar und Dachgartenrestaurant direkt am Strand, und in Timmendorf hat letztes Jahr unter anderem das “Seehuus” eröffnet. Von außen eine modernisierte Bauhaus-Variante, von innen ebenfalls im modernen Sixties-Lounge-Look, mit großformatigen Fotos in Retro-Optik an der Wand, bester Küche (ein bisschen neudeutsch, ein bisschen mediterran), und einem kleinen, aber sehr feinen Wellnessbereich, wo man alles bekommt von der klassischen Ganzkörper- bis zur indischen Ayurveda-Massage. Kein Wunder, dass die einst ein wenig in die Jahre gekommenen Orte auf einmal rund ums Jahr Zulauf haben (wobei sich manche Hoteliers selbst eine klitzekleine Winterpause gönnen). Schließlich gibt’s kaum ein netteres Weihnachtsgeschenk an sich selbst, für den Liebsten oder die beste Freundin, als ein paar Tage Verwöhn-Auszeit ohne lange Anfahrt. Wenigstens für uns Nordlichter. Und dann ist da noch diese Zutat zur Meereswellness, die einfach unbezahlbar ist und dabei gar nichts kostet: Im Winter am Strand entlang spazieren, sich die feinen Tröpfchen ins Gesicht wehen lassen, tief die kühle Salzluft inhalieren, das Glitzern der Eispfützen bewundern. Erfrischt die Haut, den Körper und die Seele.
Ach so, die Sushi-Bar im Nachbarort Scharbeutz: Auch da haben wir dann auch noch reserviert. Für den Sonntag abend. Also den Tag, an dem selbst die meisten Wochenendausflügler wieder weg sind. Was soll ich sagen: Das war eine ziemlich gute Idee. Die Reservierung – und das Sushi.
Infos:
Hotel Seehus: hübsches, überschaubares Haus am Timmendorfer Strand, etwas abseits des Zentrums gelegen, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und ausgesprochen nette Mitarbeiter.
Hotel Bayside: Das neue erste Haus am Platz in der Nachbargemeinde Scharbeutz, im mondänen Sixties-Retro-Stil, mit tollem Panoramarestaurant, in dem es nicht nur Sushi gibt
Beach Motel: Der lässigste Surfer-Spot von St. Peter-Ording – mit Sitzsack statt Sofa im Zinmer und einem Restaurant, in dem man selbst im Winter drinnen die Füße in den Sand stecken kann.
Strandgut Resort: Damit fing die neue hippe Welle an – seit 2007 liegt das Haus in 1a-Lage direkt am Beginn der Strandpromenade von St. Peter Ording, Gäste erhalten besondere Tarife in der ebenfalls neu renovierten Therme gleich nebenan.
Allernhüs Hotel & Spa: Ein Klassiker, der sich immer wieder neu erfindet. Das Aalernhüs (plattdeutsch: Elternaus) mit Spa und eigenem Hotelhund “Schrödi”, der für einen Strandspaziergang ausgeliehen werden kann. Die Schrödi-Geschichte gibt es bald auch hier zu lesen!