Vier Tage lang dauerte das Kettensägenmassaker. Morgens um acht fing der Lärm an, nachmittags um fünf war dann irgendwann mal wieder Stille. Dazwischen immer nur Kettensägen-Alarm. Die freundliche Unterbrechung zwischendurch: Wenn die Baumstämme und Äste gehäckselt wurden. Das war dann aber immer noch so laut, dass ich auf meinem Balkon nicht mehr sitzen oder telefonieren konnte. Heute hatte ich endlich den ganzen Tag lang Ruhe. Aber ich höre sie immer noch in meinem Kopf, die Kettensäge. Bis zu 120 Dezibel laut sind solche Teile.
Das Dumme: Die Kettensäge wurde nur ein paar Meter von meiner Wohnung entfernt eingesetzt. Noch dümmer ist, dass meine Wohnung auch gleichzeitig mein Büro ist. Und richtig doof dazu: In dieser Woche müsste ich eigentlich Texte wie am Fließband produzieren. Und dann wurden im Hinterhof vier Bäume geschreddert. Jetzt weiß ich wieder, wie stark Lärm auf die Nerven und auf die Gesundheit geht.
Was ist eigentlich Lärm?
Die Definition von Lärm klingt erst mal harmlos: Lärm ist grundsätzlich Schall, der als unangenehm empfunden wird und der gesundheitlich negative Folgen haben kann. Und, ja, es kann sogar ein tropfender Wasserhahn sein. So eine Kettensäge liegt allerdings schon im Bereich der Schmerzschwelle. Dann kann tatsächlich ein Geräusch nach kurzer Zeit einen Gehörschaden verursachen. Ich war zwar etwas entfernt, und dadurch sicherlich nicht in dem Bereich der Schmerzschwelle, aber eins hab ich gemerkt: Ich war hochgradig nervös, gestresst und fast unfähig, Texte zu schreiben.
Fakt ist: Lärm tut weh, Lärm macht manchmal sogar taub, und langfristig macht Lärm definitiv krank. Studien beweisen, dass kontinuierlicher Lärm, wie er etwa an einer stark befahrenen Straße zu hören ist, den Blutdruck dauerhaft erhöht. Ebenso wie Angst, Überarbeitung oder Ärger verändert Krach den Stoffwechsel und regt die Produktion von Stresshormonen an.
Pause für die Lauscher: Es rauschen die Blätter
Mein Stresspegel ist wieder fast auf Normalniveau, die Arbeiten sind beendet. So langsam habe ich mich auch selbst wieder beruhigt. Aber dennoch: Mein Freund der Baum ist tot! Und auch sein Freund, der andere Baum ist weg. Und noch einer. Aber ein paar von den Natur-Riesen stehen hier noch im Hinterhof. Die höre ich jetzt wieder rauschen. Denn noch hängen einige Blätter daran. Jetzt sitze ich wieder auf meinem Balkon und lausche gemütlich einem bekannten Geräusch, das ungefähr 25 Dezibel erreicht und sich mit dem Wind verändert.
In meiner Wohnung ist es den ganzen Tag schon ruhig, sehr ruhig. Keine Musik, kein Fernseher, nur mein regelmäßiges Atmen, während ich endlich wieder Texte schreibe.
Ja, das kann einem den letzten Nerv rauben. Ich hatte heuer ein FM4 Festival direkt nebenan. Ich mag Musik und sie war nicht schlecht, doch im Haus hörst Du 5 Stunden lang nur den Bass und die Fensterscheiben zittern. Nach 3,5 Stunden war ich fertig mit den Nerven. Nächstes Mal muss ich das Haus verlassen, das weiss ich jetzt. Man lernt nicht aus.Lg. Grüße Gabi
P.S. Trimmer und Laubsauger gehören auch zu meinen Favoriten. Ich habe -Gott sei Dank- keine Nachbarn, die das verwenden.
Hallo, liebe Gabi, ich merke jetzt erst, wie sehr mich der tagelange Krach tatsächlich gestresst hat. Jetzt ist es wieder ruhig und ich bin total entspannt. Vorher fühlte ich mich richtig kratzbürstig, aggressiv, müde, ausgelaugt. Wahnsinn, wie Lärm das gesamte Befinden stören kann. Falls so etwas noch mal passiert, werde ich auch das Haus verlassen! Liebe Grüße aus dem mittlerweile wieder echt ruhigen Ottensen! Esther