Im Garten arbeiten? Was für die meisten eine lästige Pflicht bedeutet, wirkt bei mir wie Entspannungstherapie. Für mich ist jetzt die schönste Saison. Nicht nur, weil ich ab und zu an die Küste fahre. Nein, auch weil ich hier in Hamburg Freundinnen habe, die sich freuen, wenn ich bei ihnen im Garten Rasen mähe, Unkraut zupfe, die Säge ansetze oder Sträucher und Bäume zurechtstutze. Im Ernst: Für mich gibt es kaum etwas Schöneres, als so richtig im Grünen rumzuwühlen. Je anstrengender, desto besser. Riesige wilde Brombeeren rausreißen? Klingt gut! Als meine Freundin Karina ihren Schrebergarten vor knapp zehn Jahren übernahm, wuchsen da nur dornige Brombeeren und eine herrlich große Tanne.
Es war klar, dass die Brombeeren als erste dran glauben müssen. Und ganz ehrlich: Wir haben hart gekämpft. Überall pieksten die Dornen durch und am Ende hatten wir blutige zerkratzte Arme – und das beste Gefühl seit Langem. Das war High-Intensity-im-Garten-arbeiten. Total erschöpft, konnten wir es kaum glauben, dass wir alle dornigen Feinde erledigt hatten. Ich kann mich an diesen Tag vor zehn Jahren noch heute erinnern, als hätten wir den Brombeer-Kampf erst vor Kurzem gewonnen.
Im Garten arbeiten: Workout der Extraklasse
Vor zwei Monaten miete mich eine andere Freundin für Ihren Garten. Da habe ich Äste gekappt, bis alles wieder in hübscher Ordnung stand. Mit einer Riesen-Schere (ihr merkt an meiner Wortwohl, dass ich Garten-Azubi bin) schnitt ich zwei Stunden lang Äste von Bäumen und Büschen. Ganz oft arbeitete ich über Kopf. Herrlich, denn damit bekommt mein grünes Hobby gleich noch einen anderen Effekt: Wo sonst kann ich besser die Arm-, Schulter- und obere Rückenmuskulatur trainieren außer vielleicht in der Muckibude? Mein Gartentraining absolviere ich bei frischer Luft und Sonne.
Und überhaupt: Grün!
Manchmal reicht aber schon das Hinschauen. Grün steht für Gleichgewicht, Ruhe und Harmonie. Die Farbtherapie nutzt grüne Strahlen, um das Nervensystem zu beruhigen, Anspannungen und Nervosität zu vertreiben. Ein Phänomen, das viele kennen. Sind wir gestresst, suchen wir die Natur und laufen durch grüne Wälder, um uns zu beruhigen. Oder schauen auf Bilder voller Grün. In den Gemälden der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts und den Werken der Impressionisten strahlt es uns in den unterschiedlichsten Schattierungen entgegen – harmonisch und ausgleichend. Die fast ausschließlich grünen Seerosen-Bilder des Malers Claude Monet (1840-1926) verströmen auch heute noch eine Ruhe, als stünde man selbst mitten in der Natur. Diese Wirkung kannte auch der Expressionist Wassily Kandinsky (1866-1944). Allerdings empfand er die Farbe als zu träge, zu passiv und verbannte sie deshalb weitgehend aus seinen Werken. Grün, so meinte er, sei die ruhigste Farbe, die es gibt. Genau das Richtige also, wenn man nervös und gestresst ist und ganz einfach wieder etwas runterkommen will. Das geht mir natürlich genau so. Vor allem wenn ich während der Woche besonders viel vorm Rechner saß und Buchstaben sortiert habe, brauche ich diese kleine grüne Pause. Mal mit hartem Gartenarbeits-Workout und manchmal auch ohne.