Gründerinnen über 40: zwei Schwestern zum Wohlfühlen

Wer die Wellnesspraxis „Atempause“ im schwäbischen Aichtal (liegt zwischen Tübingen und Stuttgart) betritt, fühlt sich gleich wie zu Hause – auch deshalb, weil die Relax-Oase eine echter Familienbetrieb ist. Denn die Besitzerinnen Ute Wagner und Karin Maier sind Schwestern. Und sie haben ihren Betrieb in einem Alter gegründet, in dem manche Menschen schon anfangen, die Jahre bis zur Rente zu zählen. Verena wollte wissen: Wie fühlt sich das an, so ein Neustart? Und ist eine vertraute Person auch eine gute Geschäftspartnerin?

Vor ein paar Jahren hatten Sie beide noch ganz andere Berufe – wie wurden Sie zu Gründerinnen über 40?

Karin Maier: Wir waren in der Firma unserer Männer für Büroarbeiten zuständig, das hat sich über lange Jahre gut gefügt, vor allem, als unsere Kinder noch kleiner waren. Aber nun sind sie alle erwachsen, und da haben wir uns überlegt, noch mal etwas ganz neues zu probieren.

Ute Wagner: Wir haben dann beschlossen, gemeinsam eine Ausbildung als Wellnesstherapeutinnen zu machen. Dafür haben wir ein Jahr lang jedes Wochenende investiert, also eine Menge Geld und Zeit hineingesteckt, ehe wir vor der Handelskammer unsere Prüfungen abgelegt haben. Ursprünglich hatten wir aber gar nicht vor, das beruflich zu nutzen!

Karin Maier: Ja, wir hatten uns eher vorgestellt, dass wir damit uns, unserer Familie und unseren Freunden etwas Gutes tun können. Erst danach kam die Idee: Mensch, lass uns doch noch mal damit durchstarten!

Gründerinnen über 40

Gründerinnen über 40 – Atempause ganz privat: die beiden Schwestern mit Hovavarth-Hündin Nala (c) Ute Wagner, Karin Maier

Wie hat Ihre Umgebung reagiert – hat man Sie als Gründerinnen über 40 für ein bisschen verrückt gehalten?

Ute Wagner: Ganz im Gegenteil, alle haben uns sehr liebevoll unterstützt und mit angepackt, wo es nötig war. Die Praxisräume suchen, streichen, einrichten, bis hin zur Website-Programmierung – ohne die Hilfe unsere Familien wäre das nie so schnell und reibungslos gegangen. Vor knapp zwei Jahren sind wir dann an den Start gegangen.

Karin Maier: Und natürlich haben uns alle auch sofort weiterempfohlen an ihre Freunde und Kollegen. So etwas ist ja wichtig, um bekannt zu werden! Sonst nützt die schönste Website nichts.

Gründerinnen über 40: Gut, wenn man sich richtig gut kennt

Ist es nicht manchmal anstrengend, jeden Tag mit der eigenen Schwester zu arbeiten? Gerade wenn man sich nahe steht, gibt es ja häufig auch viel Anlass für Konflikte.

 Ute Wagner: Wir hatten immer schon ein tolles Verhältnis, waren täglich im Kontakt miteinander und genießen, dass wir uns jetzt noch mehr sehen. Im Alltag ergänzen wir uns charakterlich: Ich bin eher die treibende Kraft, Karin ist die gutmütigere und ausgeglichenere. Das war schon immer so. Aber was unser berufliches Projekt angeht, nimmt sich das nichts, da sprühen wir beide gleichermaßen vor Ideen.

Karin Maier: Wir kennen uns in- und auswendig und sind vollkommen ehrlich miteinander. Auch die Aufgaben verteilen wir gerecht – wir machen ja alles selbst, von den Beauty-Behandlungen bis zum Praxis-Putzen.

Gründerinnen über 40

Neue Ideen auf Schritt und Tritt: Gassigehen mit Geschäftsbesprechung (c) Karin Maier, Ute Wagner

Ist es ein Wagnis, mit über 40 oder sogar über 50 nochmal beruflich etwas ganz Neues aufzubauen?

Ute Wagner: Ich glaube, es ist eher von Vorteil, wenn man nicht mehr ganz jung ist. Man sieht Dinge ja insgesamt lockerer, hat mehr Lebenserfahrung. Es hat uns zum Beispiel keine schlaflosen Nächte bereitet, als wir im letzten Jahr ein kleines Sommerloch hatten, weil bei dem schönen Wetter die Nachfrage nicht so groß war. Wir haben uns gedacht: Das wird schon wieder. Und so war’s auch.

Ist man als Wellnesstherapeutin auch so etwas wie die Vertraute der Kunden – ein bisschen so wie eine Friseurin?

Karin Maier: Absolut! So eine Massage ist etwas sehr persönliches, da kommt es häufig vor, dass Menschen anfangen, uns ihre Lebensgeschichten zu erzählen und uns Dinge anzuvertrauen. Mit vielen Stammkunden sind wir mittlerweile per du, auch echte Freundschaften kristallisieren sich schon heraus.

Ihr persönliches Wellness-Highlight jetzt für die kalte Jahreszeit?

Ute Wagner: Lomi-Lomi-Behandlungen und klassische Rücken- und Ganzkörpermassagen sind das ganze Jahr über gefragt. Aber wenn es draußen kalt und ungemütlich ist, dann empfehlen wir besonder unsere Massagen mit Honig und Öl. Die regen nicht nur die Durchblutung des Körpers an, die wärmen auch Herz und Seele.

Ihr wohnt in der Nähe und habt Lust bekommen auf eine Wohlfühlbehandlung? Die Wellnesspraxis Atempause findet ihr hier.

Ihr wollt noch mehr Mutmach-Geschichten über Frauen lesen, die mit über 40 in das Abenteuer Firmengründung eingestiegen sind? Hier berichten wir über Frauen, die eigene Cafés eröffnet haben, einen Online-Shop für Alpen-Accessoires gegründet haben, außergewöhnlichen Schmuck machen und ganz besondere Filz-Kunstwerke. Ihr wollt Tipps, wie man sich am besten gegenseitig coacht, bei Jobwechsel oder vor einer Umorientierung? Die findet ihr hier und hier.

 

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