Was sind das bloß für Menschen, die Beziehungen haben? Betrachten die sich denn als Staaten? Es war Heinz-Rudolf Kunze, der das sang, vor 30 Jahren. In einem Lied, das ich nicht mochte. Aber es hallt nach, denn scheinbar brauchen Menschen für ihre Liebe einen Namen. Es gibt Partnerschaften, Beziehungen, Ehen. Vor einigen Wochen stieß ich auf den Begriff “Nicht-Beziehung”. Was damit gemeint ist? Zwei Menschen, die eben nicht den Alltag, aber durchaus das Bett teilen. Grob gesagt. Aber anders als bei einem “Verhältnis” beruht die Nicht-Beziehung darauf, dass sich beide einig sind: just fun. Kein Herzschmerz.
Ich fragte ein wenig nach im Freundeskreis und auch bei den Facebook-Freunden. Ist das wirklich neu? Oder habe ich da etwas verpasst, weil ich ja 19 Jahre lang fest liiert war? Klare Antwort: Nein, das ist nicht neu. Neu ist nur der Name. “Friends with benefits” – so der Name eines populären Films aus den Nuller Jahren – oder “Freundschaft plus” meint so ziemlich das gleiche. “Gab es auch schon immer, das hieß früher Bratkartoffelverhältniss”, erklärte meine Freundin Sophie lapidar. Eigentlich doch schön, wenn man bekocht wird. Ob vor oder nach dem Sex. Aber leidet nicht doch einer in so einer Zweierkiste? Liebt vielleicht doch einer insgeheim? Ich möchte mehr darüber wissen.
Mehr erfahre ich bald, denn zwei Freundinnen haben mir verraten, dass sie genauso leben. In so einer “Nicht-Beziehung”. Eine der beiden hat mir versprochen, dass ich ihre Geschichte, mit geändertem Namen, bei 40-something erzählen darf. Demnächst also mehr.
Welche Beziehungsmodelle leben Menschen 40plus?
Es wird eine kleine Serie werden. Unter #beziehungsweise wollen wir schreiben, wie 40-somethings lieben. Weise Beziehungen? Wilde Ehen? Strittige Eltern-WGs, die nur nebeneinander, aber nicht miteinander lebt? Wir wollen wissen, wie es ist, mit über 40 noch einmal ganz neu zu lieben. Und ob Liebe in digitalen Zeiten anders anders gelebt wird. Wie erhalten Paare die Liebe aufrecht, die sich schon seit der Schulzeit, also seit über 30 Jahren kennen? Die schon Silberhochzeit feierten? Was sind die angenehmen Seiten, was die Fallstricke in die Jahre gekommener Lieben?
Möchtet ihr uns auch eure Geschichte erzählen? Schickt uns gern eine Mail oder schreibt hier einen Kommentar – wir laden euch herzlich ein, euch mit einer von uns darüber zu unterhalten, wie ihr lebt und liebt, was die Herausforderungen eures “Modells” sind, und was euch daran gefällt.
Hier lest ihr Verenas Beitrag: Warum sie in ihrem Hamburger Großstadtviertel fast schon zur Exotin wird mit ihrer Langzeitehe plus Kindern – und warum das Traditionsmodell ihr nicht konventionell. sondern zukunftsweisend erscheint. Und im zweiten Teil: Wie es ich anfühlt, mit Ü 40 nach langer Beziehung wieder Single zu sein – aus der Sicht von Silke.