Arbeitslust: von A wie Anfangen bis Z wie Zeiteinteilung

“Ich arbeite nicht, ich tu den ganzen Tag bloß, was mir Spaß macht” – dieses Lebensmotto hörte ich zum ersten Mal vor fünf, sechs Jahren, als ich mit der Kommunikationstrainerin und genialen Netzwerkerin Susanne Westphal ein Coaching für mehr Durchsetzungsstärke absolvierte. Bei einem Spaziergang um die Hamburger Außenalster. Eine Frau wie ein Kraftwerk, aber von der nachhaltigen Sorte. Klar, dass sich unsere Wege immer wieder mal gekreuzt haben, zuletzt bei einem Inspirationstag im Bademantel – und ebenso klar, dass ich dabei sein wollte, als Susanne im Kreativlabor eines Hamburger Großunternehmens kürzlich ihr neuestes Buch präsentierte. Der Titel: “Die neue Lust an der Arbeit – wie Sie mit Genuss bessere Leistungen erzielen.”

Arbeitslust statt Burnout – es liegt (auch) an uns selbst

Das wollte ich nämlich schon immer wissen: Wie schafft die das bloß, ihr mehr als sportliches Lebenspensum mit Seminar- und Einzelarbeit, jeder Menge Reisetätigkeit einer großen Patchworkfamilie und unzähligen Hobbys und Ambitionen zu bewältigen und dabei immer auszusehen, als hätte sie gerade einen Lottogewinn gemacht, einen Rieseneisbecher gegessen, die Nacht ihres Lebens hinter sich oder alles zusammen? Und kann man sich davon eine Scheibe abschneiden, egal ob angestellt oder freiberuflich, Teammitglied oder Chefin? Ein paar ihrer besten Tipps habe ich für euch in einem kleinen Arbeitslust-Alphabet zusammengefasst – von A wie Anfangen bis Z wie Zeiteinteilung.

Arbeitslust

Immer wieder voller Arbeitslust: Trainerin Susanne Westphal (c) Susanne Westphal

  • A wie Anfangen: Suchen Sie sich jeden Morgen als erstes eine Aufgabe aus, die Sie wirklich begeistert, und widmen Sie sich ihr eine halbe Stunde, nicht mehr, nicht weniger. Erst dann starten Sie mit der üblichen Routine aus Mails checken, Post beantworten, Termine koordinieren.
  • B wie Bewegung: Die besten Ergebnisse bringen Meetings, wenn die Teilnehmer stehen statt zu sitzen – man ist focussierter und kommt nicht vom Hölzchen aufs Stöckchen. Das ist aber nur die simpelste Variante: Warum nicht mal eine Arbeitssitzung auf die grüne Wiese verlegen, auf einen Wanderweg oder in die Wellnesslandschaft?
  • C wie Computer, alt: Studien beweisen, dass Menschen selbst unter Drogeneinfluss eine schnellere Auffassungsgabe besitzen als bei ständiger Ablenkung durch Nachrichten auf allen Kanälen. Sehr hilfreich, um sich selbst auszutricksen: Konzepte und ähnliches schreiben sich am besten auf einem Uralt-Laptop, der nicht mal mehr die aktuelle Version eines Internet-Browsers lädt – oder ganz old school mit der Hand, in ein hübsches Notizbuch.
  • E wie Elefant: Könnten Sie einen ganzen Elefanten zu Mittag essen? Natürlich nicht. Aber wenn man ihn in fein säuberliche Scheibchen schneidet und eines nach dem anderen in Angriff nimmt, sieht das schon ganz anders aus. Beispiel aus der Praxis: Eine von Susannes Klientinnen litt unter ihrem extrem chaotischen Schreibtisch und teilte sich die Stapel schließlich in 25 gleich große Einzelpäckchen auf, die sie dann Tag für Tag abarbeitete. Nach einem knappen Monat war der Schreibtisch in schönster Ordnung und sie hatte so einige Schätze in den Chaos-Stapeln gehoben.
  • F wie fordern: Natürlich sind nicht nur Arbeitnehmer für ihren eigenen Spaß am Job verantwortlich, sondern auch der Arbeitgeber. Aber: Häufig wissen die Chefs gar nicht, wo der Schuh drückt – und ein Problem lässt sich leichter abstellen als gedacht. So erzählt die Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg in ihrer Autobiographie, wie sie als Schwangere unter den weiten Wegen vom Büro-Parkplatz an den Schreibtisch litt und schließlich wissen wollte, warum es eigentlich keine gesonderten Parkplätze für werdende Mütter gab. Einfache Antwort, einfache Lösung: Es hatte schlicht noch niemand danach gefragt!
  • G wie Gamification: Den Spieltrieb nutzen, um den Einzelnen zu besseren Leistungen herauszufordern – das tun Industrieunternehmen schon lang und belohnen zum Beispiel besonders erfolgreiche Verkäufer mit Boni oder besonderen Events. Warum nicht auch mal bei sich selbst auszprobieren: zum Beispiel eine Wette mit den Kollegen abschließen, wer innerhalb eines festgelegten Zeitraums als erstes ein bestimmtes Ziel erreicht. Übrigens: Wetten gegen sich selbst gilt auch!
  • I wie Inneres Beraterteam: Sicherlich haben Sie Freunde (und Freundinnen!), die bestimmte Dinge besonders gut können: diplomatisch Konflikte lösen, sich immer passend und stilvoll kleiden, ein dröges Gespräch auflockern .. Stellen Sie sich diese Personen als inneres Beraterteam vor, das sie in schwierigen Situationen zur seelischen Unterstützung holen. Also: Wie würde Franziska diesen Konflikt mit einem Auftraggeber lösen, was würde Annette zu diesem Anlass anziehen, welchen Witz würde Frank jetzt reißen?
  • K wie Kiste: Manchmal fällt es schwer, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, weil andere Gedanken sich in den Vordergrund schieben – von Ärger mit den Kindern bis Geldsorgen oder Liebeskummer. Guter Psycho-Trick: Stellen Sie sich vor, dass Sie Ihr Problem für ein paar Stunden in eine Kiste packen und verschließen, bis sie sich ihm wieder widmen können. Damit verschwindet es nicht, aber es tritt zumindest für eine Weile in den Hintergrund – und manchmal hilft Arbeitsroutine und -herausforderung auch, hinterher mit einem frischen Blick auf eine Lösung zu kommen.

    Arbeitslust

    Susanne Westphal (li) bei der Buchvorstellung im Kreativ-Space des Otto-Konzerns (c) Verena Carl

  • N wie Nein sagen: Es gibt Aufträge und Anfragen, gegen die sperrt sich alles in uns – ob im Angestelltenverhältnis oder als Freiberufler. Wenn irgend möglich, hören Sie auf diese innere Stimme, denn sie haben auf der einen Seite vielleicht lukrative Einnahmen zu verlieren, auf der anderen Seite aber Ihre Selbstachtung. Was wiegt schwerer?
  • O wie Ortswechsel: Am gleichen Schreibtisch erst die nervige Steuererklärung machen und dann inspiriert einen Text schreiben, eine Mail an den Lieblingskunden formulieren, einen schönen Instagram-Post vorbereiten? Oft schwierig, wenn ein Arbeitsort durch langweilige Routineaufgaben gleichermaßen vergiftet ist. Tricksen Sie sich selbst aus durch einen einfachen Ortswechsel: Vielleicht suchen Sie sich einen besonders angenehmen Platz für ihre schönsten Aufgaben. Zur Not tut es auch die Schmalseite des Büro-Schreibtisches – schon das hilft, die Perspektive zu ändern.
  • P wie Positive Momente: Ein schwieriges Gespräch steht bevor, eine neue, ungewohnte Aufgabe, eine Verhandlung um Geld? Tanken Sie vorher Kraft in sich selbst: Visualisieren Sie eine ähnliche Job-Situation, die Sie schon einmal mit Bravour gemeistert haben und spüren Sie dem guten Gefühl nach. Wetten, dass trägt Sie auch jetzt?
  • R wie Rituale: Aller Anfang flutscht nur so, wenn Sie sich mit bestimmten Ritualen auf Spur bringen. Klappt beim Arbeiten, wenn Sie sich immer erst eine Tasse Ihres Lieblingstees machen, ehe Sie anfangen, genau so wie beim Joggen: Morgens rafft man sich eher auf, wenn man sich abends liebevoll Klamotten und Laufschuhe bereitgestellt hat.
  • S wie Selbstbelohnung: Was bei Kindern klappt, klappt auch bei uns: Setzen Sie sich selbst eine Belohnung aus, wenn Sie eine wichtige Job-Hürde genommen haben. Sie wollten sich ohnehin ein neues Paar Schuhe kaufen? Warten Sie, bis Sie wissen, warum Sie es sich wert sind – und denken Sie künftig beim Tragen der Schuhe immer an den schönen Erfolgsmoment davor.
  • T wie Trinken: Eine schottische Studie ergab: Menschen, die abends mit ihren Kollegen und Chefs gelegentlich ein Glas trinken gehen, verdienen durchschnittlich mehr als solche, die entweder gar nicht mitgehen oder nur ein stilles Wasser bestellen. Wohl gemerkt, wir reden von einem Glas oder zweien. Noch weniger verdienten nur diejenigen, die es regelmäßig allzu sehr krachen ließen…
  • Z wie Zeiteinteilung: Jeder Job hat seine unangenehmen Seiten und Routineaufgaben. Nehmen Sie sich bewusst einen Tag in der Woche, an dem sie diese gleich morgens erledigen – dann müssen Sie den Rest der Zeit nicht über Steuererklärung, Belege sortieren und anderen Schlechte-Laune-Kram nachdenken….

Mehr über Susannes neues Arbeitslust-Institut unter www.arbeitslust.de und in ihren Youtube-Tutorials – hier zum Beispiel zum Thema Wie das Feeling eines Ortes unsere Motivation beeinflusst

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