Irgendwas ist immer an. Einer von zwei Rechnern, mein Smartphone oder das Tablet. Ich bin ein Facebook-Junkie und liebe das Internet. Aber irgendwann zwischendurch ist es mir zu viel. Letztes Jahr passierte es, dass ich einfach mal nichts mehr hören, lesen und schreiben wollte. Also flog ich nach Innsbruck, nahm mir einen Wagen und fuhr nach Südtirol. Aber das ist noch mal eine andere Geschichte. Meine letzte Station, bevor ich wieder in meine voll vernetzte, manchmal anstrengende eigene Welt zurückkehrte, war das Jaufental. Schon mal etwas davon gehört? Ich vorher nicht! Es lag bei mir einfach auf dem Weg, genauer auf dem Rückweg. Das Jaufental liegt dort, wo Südtirol fast zu Ende ist, am Übergang von Italien nach Österreich. Bei mir war es eine tolle Pause, bevor es zum Flughafen ging. Das war der Plan. Wenn ich jetzt an die Reise denke, dann bleibt das Jaufental mein Sehnsuchtsort, an den ich sicher wieder zurückkehren werde.
Irgendwann werden die Straßen immer schmaler, wenn man sich die insgesamt 35 Kilometer durchs Jaufental schlängelt. Und das ist auch schon das Wichtigste hier. Denn das Jaufental ist kein Durchgangstal wie so viele andere in den Alpen. Wer da rein fährt, der will auch erst mal bleiben. Ich hatte mir ein Hotel ausgesucht, das über eine moderne, schöne Ausstattung verfügt, einen kleinen Spa-Bereich hat und das vor allem eine wirklich gute Küche versprach. Für die letzten zwei Tage meiner Reise wollte ich einfach mal durchatmen und genießen. Da passte das Vitalpina Hotel Rainer in Ratschings perfekt. Ein Natur- und Wanderhotel mit gehobener Kücher. Perfekt zum Durchatmen.
Der Genuss fing gleich abends beim Dinner an. Ich weiß wirklich nicht mehr genau, was es alles war, aber jedes einzelne Detail war köstlich. Das Brot, eine klare Consommé, wie ich sie vorher noch nie hatte, das Fleisch – ein Gedicht, das Dessert, ein Traum. Hannes Rainer, der Hotelchef, kocht hier selbst und seine bezaubernde Frau Katrin serviert. Und sie weiß, wie gut ihr Mann kocht. Sie achtet darauf, dass die liebevoll gekochte Consommé heiß verzehrt wird, weil es ihr selbst leid tun würde, wenn die wirklich unbestrittenen Kochkünste ihres Mannes nicht gewürdigt würden. Beim Frühstück geht es am nächsten Tag weiter mit den Köstlichkeiten.
Und dann ging es am nächsten Morgen auf die Alm. Für mich bedeutete Alm immer “Heidi” oder “Skifahren”. Mit Hannes Rainer ging es im Bus steil nach oben. Wer will, kann auch anderthalb Stunden zu Fuß hochlaufen. Dorthin, wo sonst fast nichts ist. Außer Natur, reine Luft, ein paar Ziegen und Vögel. Am liebsten wäre ich schon vorher ausgestiegen, als wir das Plateau ganz oben erreichten. Grün, Bäche, nach oben weiter nur noch schroffe Felsen und die Luft so klar, als ob sie aus Glas wäre. Ein paar Hotelgäste, der Junior- und Senior-Chef und ich, insgesamt waren wir vielleicht 15 Menschen, die auf der Alm frisch gegrilltes Fleisch essen und später zurückwandern wollten. Ich musste erst mal ein bisschen abseits sein, um das alles fassen zu können. Diese Ruhe kenne ich nicht mehr. Wenn man einfach nichts mehr hört und die Ohren sich darüber wundern. Das ist ein friedliches Gefühl, das langsam in meinen Körper sackte und mich entspannte. Bei der Wanderung zurück ins Hotel, die etwa anderthalb Stunden dauerte, wollte ich zwischendurch immer wieder allein sein und die Stille fühlen.
Nur als ich ein Grauviech auf der Wiese sah, fiel ich in meine bekannten Aktionismus zurück. Fototasche raus, Apparat einstellen und diese wunderbaren gemütlichen Kuhaugen fotografieren. Wie süß das ist! Stundenlang könnte ich hinschauen. Total entspannt, nur das Grauvieh und ich, im Jaufental.