Ich sitze im Auto. Auf dem Beifahrersitz. Sehe aus dem Fenster, flache Landschaft, ein blauer Himmel. Vereinzelte Wolken. Es gibt nicht wirklich viel zu sehen. Das sind Momente, in denen ich mir gern Geschichten ausdenke, den gefühlten 1001. Romananfang entwerfe oder intensiv zuhöre. Ein Lied wird im Radio gespielt. Eine eingängige Melodie, schöne Stimme. Aber der Text …
“Lass uns die Wolke vier bitte nie mehr verlassen
Weil wir auf Wolke sieben viel zu viel verpassen
Ich war da schon ein Mal, bin zu tief gefallen
Lieber Wolke vier mit Dir, als unten wieder ganz allein
Hab nicht gesehen, was da vielleicht noch kommt
Was am Ende dann mein Leben und mein kleines Herz zerbombt (…)
Es ist das Stück “Wolke 4” von Philipp Dittberner & Marv. Mein kleines Herz zuckt. Ich starre auf die Wolken. Ist es das? Aus lauter Angst, nur ja nie wieder verletzt zu werden, einen solchen Kompromiss eingehen? Zwischen heiß und lauwarm wählen und sich nur ja nicht verbrühen wollen? “Ziemlich gut, wie wir das so gemeistert haben/Wie wir die großen Tage unter kleinen Dingen begraben”.
Ich schlucke. Ja, irgendwie stimmt das. Viele, viele kleine Dinge begraben große Tage. Der Sänger ist zwanzig Jahre jünger als ich. Und lässt die Angst gewinnen? Träume aufgeben, aus Angst zu fallen? Ich will das nicht. Jahrelang auf Wolke 4 hocken, ständig Abstriche machen und sich verbiegen. Hatte ich. Wenn ich könnte, würde ich das unendliche Glück von Wolke 7 wählen. Wenn sie sich auflöst oder sinkt, könnte ich fallen, ja. Aber vielleicht auch fliegen. Verpasst man auf Wolke 7 wirklich so viel? Wenn ich zurückblicke, ist mir klar, dass die “großen Tage” , die absoluten Glücksmomente, die Erinnerungen sind, die ich nie wieder hergeben will. Auch wenn der Preis oft in Tränen gezahlt wurde. Vielleicht teste ich auch mal Wolke 6 an. Oder Wolke 8? Ich sehe nicht, was da vielleicht noch kommt. Aber ich freue mich drauf!
Ich glaube es hängt davon ab, wie man Wolke 7 (bzw. Wolke 4) definiert. Es macht auf Dauer unglücklich, sich selbst zu belügen und aus Angst vor Einsamkeit oder finanziellen Gründen in einer Beziehung zu bleiben, die nicht mehr funktioniert. Diese “Wolke 1” ist für mich völlig indiskutabel.
Aber immer Wolke 7 und den Schmetterlingen hinterher jagen? Für mich persönlich ist auch das nicht der richtige Weg. Ich glaube, wir haben den Schlüssel zum Glück sowieso in uns selbst. Solange ich das Gefühl habe, mit mir selbst glücklich zu sein, frei zu sein, mich entwickeln zu dürfen und einen Partner gefunden zu haben, bei dem ich genau so sein darf, wie ich bin, brauche ich nicht dauerhaft Wolke 7. Ich bin somit: #teamwolke4 😉
Ganz genau, liebe Silke. Für mich kommt mit Mitte 40 auch nur Wolke 7 infrage.
Mit den Wolken darunter habe ich mich früher zufrieden gegeben. Heute, als Frau, die viel in ihrem Leben bewegt hat, gibt es dazu keinerlei Veranlassung mehr. Denn ich weiß, dass ich fallen kann und ich weiß aber auch, dass ich im Aufstehen spitze bin.
Danke, dass du mich heute darüber sinnieren hast lassen. 🙂
Liebe Silke,
ich bin auch für die Wolke 7. Das gehört dazu, zu fallen. Auch ganz tief. Lauwarmes Leben ist innerhalb der Komfortzone. Und ist das erfüllend? Selten.
Liebe Grüße
Alexandra
Liebe Alexandra, liebe Carola!
Genau, das lauwarme Leben schmeckt auf Dauer schal und abgestanden. Ich freue mich, dass ich in so guter Gesellschaft bin. Ganz liebe Grüße, Eure Silke
Bei diesem Lied habe ich auch sehr gestockt – sowas sing ein junger Mensch?! Und bin ins Nachdenken gekommen? Wieviele Wolke 4 Kompromisse habe ich schon gemacht? Und wie sind sie mir bekommen? – Eben. Nee, ich will auch Wolke 7.
Dann sind wir ja schon mindestens zwei auf dem Wölkchen 🙂