Drei Monate musste ich auf den Termin warten. Mein Friseur, der wirklich super schneidet, ist irgendwie immer ausgebucht. Aber im Nachhinein hätte ich auch nichts gegen eine lebenslange Wartezeit gehabt. Diesmal wollte ich wieder Strähnen und den Ansatz nachfärben. Da meine letzten Strähnen für eine professionelle Fotoproduktion gemacht wurden, zeigte ich meinem Friseur zur Sicherheit ein Foto. Karamell und Toffee waren die Nuancen. Insgesamt schön natürlich. “Zwei Töne, klar, mache ich dir”, sagt er und fängt an. Ich genieße die Zwangsentspannung auf dem Stuhl und lese alle neuen Zeitschriften, die ich bekommen kann. Noch eine und noch eine. Als der ganze Kopf voller Folien aussieht wie Tina Turners Frise in Plastik, verschwindet der Friseur. Ich blättere, staune, schaue mir die neusten Must-haves in den Magazinen an. Die Zeit schwimmt irgendwie vorbei. Ich mache mir keinen Kopf, denn dafür bin ich ja schließlich hier. Den Kopf soll er sich machen – und meinen gleich mit. So lange genieße ich das Nichtstun.
Ein paar Geschichten und Fotos später im Heft schaut er um die Ecke. Ein Teil seines Mittagessens hat er offensichtlich noch im Mund. Er winkt mich zum Waschbecken, zieht die Folien raus. Es ziept, zerrt. Komisch, kenne ich so nicht. Beim Durchkämmen stockt der Kamm überall. Was ist da los? Ich glaube immer noch an seine Kompetenz und kümmere mich nicht darum.
Huh. Das ist hell, ist mein erster Gedanke beim Blick in den Spiegel. Liegt es am Licht? Draußen tobt ein Gewitter, drinnen Salonbeleuchtung. Noch nehme ich gar nicht wahr, was da wirklich auf meinem Kopf los ist. Der Schnitt ist gut wie immer. Der Preis ziemlich hoch: 135 Euro. Zu Hause im eigenen Bad blicke ich bei gewohntem Licht in den Spiegel. Gelb und weiß. Wie schlimm die Struktur der Haare geschädigt ist, sehe ich erst nach dem ersten Waschen. Kämmen? Geht fast gar nicht. Föhnen? Auch schlecht. Ich schreibe einen Verzweiflungs-Post auf Facebook. Meine Kopfhaut brennt und britzelt. Inzwischen habe ich Angst, dass mir die Haare ausfallen. Ratz-fatz meldet sich Maiken, eine Profi-Stylistin, die ich auf einer Fotoproduktion kennen gelernt habe.
“Schick Fotos!”, schreibt sie. “Okay, Das Pornoblond hätte noch schlimmer sein können, auf jeden Fall ist das kein gutes Ergebnis”, sagt sie, nachdem sie Bilder gesehen hat. Streifen, am Ansatz ist die Farbe ausgelaufen, weil sie zu lange drin war. Die Mittagspause! Wahrscheinlich hat mein Figaro einfach die Zeit vergessen. Mal geschaut, wie sich die Farbe entwickelt, hat er jedenfalls nicht. “Hol dir 50 Euro zurück und lasse woanders eine Tönung machen, dann glänzt das Haar mehr und die Farben werden abgemildert”, rät Maiken. Das findet mein Friseur gar nicht gut. “Du warst ja immer schon kompliziert mit Farbe, und Geld geben wir grundsätzlich nicht zurück!”, patzt er mich an. Doof.
Pfusch beim Haarefärben: pornoblond bei der Podiumsdiskussion
Auch doof ist, dass ich am nächsten Tag nach Köln muss, um da bei einer Podiumsdiskussion mitzumachen. Eine schwer seriöse Veranstaltung. Da hilft nur das konservativste Kleid. Dunkelblau, knielang, die Haare zu einem klassischen Dutt zusammengesteckt. Denn vorher die Haare zu tönen, schaffe ich nicht. Trotzdem wandern die Blicke auf die leuchtenden, schwer strapazierten Haare. In den Spiegel gucke ich schon gar nicht mehr. In der Pause besorge ich mir einen Termin zum Haaretönen. Als ich in dem neuen Salon ankomme, ziehen beide Friseure die Augenbrauen hoch, als sie mich sehen. Zehn Minuten beraten sie sich, was man denn da machen könnte. Eine halbe Stunde und 50 Euro später schaue ich in den Spiegel. Alles ist viel matter, nicht mehr leuchtend gelb, insgesamt kein Hit. Aber immerhin: viel besser als pornoblond.
Teil 2 folgt demnächst! Thema: Voll verhunzte Haare – welche Pflege jetzt wichtig ist!
Oweia. Das klingt schrecklich. Ich lasse mir in meine brünetten Haare auch ab und an (maximal einmal im Jahr) Strähnen ziehen und bin immer froh, wenn sie ganz und gar unauffällig geworden sind. So dass man sie kaum sieht. 😀
Bisher hat das immer gut geklappt.