Lieber Valentin,
einmal im Jahr höre ich deinen Namen. Du warst laut Legende jemand, der Soldaten traute, denen das Heiraten verboten war und einer, der eine Blinde heilte und ihr einen Brief schrieb. Weil du ja ein Faible für das Schriftliche hast, schreibe ich dir heute ein paar Zeilen.
Obwohl ich dich gar nicht kenne. Geht ja auch nicht, denn du hast im Römischen Reich gelebt. Doch in vielen Ländern hat man dir einen Tag gewidmet, den Valentinstag. Und weißt du was? Ich mag diesen Tag. Ziemlich viele finden ihn reichlich blöd. Ein Tag für Konsumfreudige und Werbetreibende. Mehr nicht? Doch, dieser Tag ist mehr. Für mich jedenfalls.
Valentinstag: Wenn Liebe in Worte gefasst wird
Es gibt drei Worte, dich ich bisher wenigen Menschen gesagt habe. Dieses “Ich liebe dich” – das sind gehaltvolle Worte. So tief, dass ich sie spare. Als 17jährige hatte ich sie so nie ausgesprochen. Und auch nie bewusst gehört. Meine Eltern fanden als Norddeutsche, dass Gefühle einfach gezeigt werden. Als ich mich für ein Jahr verabschiedete, zeigten mir ihre Tränen und Umarmungen die Emotionen. Und dann fand ich mich einem Land wieder, in dem “I love you” ganz beiläufig zur Verabschiedung genutzt wird. Von Eltern, von guten Freunden und natürlich auch von Liebenden.
Am 14. Febuar 1987 haben mir so viele Menschen wie nie wieder in meinem Leben erklärt, dass ich ihnen wichtig bin. Dass sie mich sogar lieben. Gasteltern, Gastgeschwister, Freundinnen und Freunde. Andere Austauschschüler und sogar ein geheimer Verehrer steckten mir Karten in den Spind, in den Rucksack und in den Briefkasten. Und da stand nicht nur “I love you” – es waren auch Zeilen darüber, warum ich und meine Freundschaft so geschätzt wurden. Ein wohlig warmes Gefühl, aber sehr ungewohnt.
Denn über Liebe sprechen? Menschen sagen, dass man sie lieb hat oder wirklich liebt? Das ist gar nicht so einfach. Und doch so wertvoll.
Valentinstag in Deutschland
In den nächsten dreißig Jahren hatte ich immer ein gespaltenes Verhältnis zu deinem Tag, lieber Valentin. Denn ein wenig fand ich, dass Wertschätzung nicht auf einen Tag im Jahr reduziert werden sollte. Aber schön fand ich ihn doch.
Die viele Werbung, klar, die nervt. Aber es gab Momente, an denen ich den 14. Februar einfach sehr mochte. Wenn ich liebe Post aus den USA bekam. Mir ein Mann ein Telegramm nach Düsseldorf mit einer Liebeserklärung schickte. Wenn meine Kinder im Kindergarten oder in der Schule kleine Gaben bastelten. Eine etwas zerdrückte Rose, die meine Tochter selbst gekauft und durch den Frost getragen hatte. Unperfekte Bilder mit Herzen und kleine kalte Füße unter der Bettdecke. Ein Karte mit “Weltbeste Mama! Ich hab dich so lieb”.
Wertschätzung und Liebe, dafür steht dieser Tag
Dein Valentinstag ist der Tag der Liebenden. Und immer mehr wird er auch bei uns gefeiert. Er ist nicht nur für frisch Verliebte. Auch für gute Freunde, für Kinder und Eltern. Und für Paare, die sich schon sehr lange kennen und dabei manchmal die Liebe ein wenig zu sehr für selbstverständlich halten. Geschenke oder Karten sind gar nicht nötig. Aber vielleicht liebevolle Gesten. Der Tee, den ich für jemanden koche, der Halsweh hat, ohne dass er mich bittet. Das Stückchen Lieblingsschokolade, das er von mir dazu bekommt. Einfach, weil ich möchte, dass es dem geliebten Menschen wieder gut geht und er sein bezauberndes Lachen lacht.
Gut, heute ist auch Aschermittwoch. Viele überlegen, ob sie in diesen Tagen Fasten sollen. Aber wie wäre es mal mit dem Gegenteil? Sieben Wochen mit … vielleicht auch mal sieben Wochen mit Liebeserklärungen? Jeden Tag ganz bewusst jemandem zeigen, wie wichtig er oder sie ist? Wäre auch mal eine Idee. Valentins-Fasten. Ich glaube das mache ich dieses Jahr. Wer als erstes von mir eine Liebeserklärung bekommt? Na, du natürlich.
Danke für deinen Tag,
Ich find dich gut, lieber Valentin.
Deine Silke