Neuanfang über 40: Ein neues Wohngefühl

Er ist weg. Stück für Stück habe ich ziemlich maroden Teppich vom Boden gekratzt und in kleine Stücke geschnitten. Fetzt, so ein Knochenjob. Danach ging es dann darum, den Betonestrich auch von den letzten Kleberesten zu befreien. Kratzen, schaben und immer wieder die gleichen Handgriffe, ideal um dabei auch einige Gedanken zu ordnen. Selbst ist die Frau – ich renoviere nun also meine Wohnung.

Vor einigen Wochen habe ich meine Unterschrift auf einen Mietvertrag gesetzt. Jetzt bin ich meine eigene Nachmieterin, denn die Kinder und ich bleiben in der Wohnung, die wir zu viert bewohnten. Das Ende war sichtbar: der Hausrat ja nun nach der endgültigen räumlichen Trennung deutlich reduziert. Nun sollte auch der Neuanfang zu sehen sein. Das neue Lebensgefühl braucht ein passendes Wohngefühl. Und wo anfangen?

Neuanfang Wohnung renovieren - der Teppich muss raus

Ein letztes Bild mit blauem Teppich (c) S. Plagge

Ganz unten, entschied ich. Mit einem neuen Boden. Im Wohn-Arbeits- und Essbereich sollte der alte Teppich, bzw. das PVC, raus. Mit möglichst viel Vorarbeit und Eigenleistung mit reduzierten Kosten. Und so kratzte und schabte ich. Tschüs, blauer Teppich. Doch bevor der neue Boden kam, musste ich noch andere Entscheidungen treffen. Wie sollten die Wände aussehen?

Neuanfang mit frischer Farbe

Bisher zierten alle Wände der Wohnung weiße Raufasertapeten. Wir hatten sie frisch renoviert übernommen und vor gut elf Jahren beim Einzug nur den Teppich neu legen lassen. Auch davor hatten wir weiße Wände, praktisch, fand der Mann an meiner Seite. In meiner Wohnung davor wohnte ich nur kurz, möbliert. Ebenfalls mit weißen Wänden. Und mein studentisches Zuhause? Ebenfalls Raufaser, weiß. Damals entschied mein Vater, dass das doch am besten sei. Dabei wollte ich die Küche mit gelber Wischtechnik streichen. Ich setzte mich nicht durch. Ich wohnte nämlich in einer Eigentumswohnung, die meinen Eltern gehörte. Und die wollten es pflegeleicht und praktisch.

Also mehr Farbe in meinem neuen Leben! Das habe ich jetzt ganz alleine entschieden. Aber ohne gelbe 90er Wischtechnik. Also auf zum Baumarkt. Farbe und Utensilien für die Bodenbearbeitung kaufen. Ich muss gestehen, es war das erste Mal, dass ich mich nicht auf Freund oder Vater verließ, sondern selbst organisierte und beschloss, welches Werkzeug und welche Materialien so nötig wären.

Neuanfang Wohnung renovieren - es muss aufgeräumt werden

Alles noch sehr leer – sogar das Bücherregal (c) S. Plagge

Neues Wohngefühl: Verliebt in den Neuen, der mir zu Füßen liegt

Das neue Wohngefühl war zunächst sehr von braun geprägt. Von den vielen Umzugskartons, in denen sich meine Sachen und die der Kinder befanden. Einräumen und Platz schaffen. Neue Böden, neuer Anstrich und dann ein Neu-Arrangement der Zimmerverteilung und der Möbel. Es stehen immer noch etliche Kartons herum, denn die Zimmer der Kinder sind noch nicht fertig.

Wie bei jedem Umzug sorge das Einräumen- und Ausräumen auch dafür, dass ich mich von Dingen verabschiedete. Der Berg Zeitschriften ist nun etwas kleiner, die Sammlung von VHS-Kassetten auf drei Lieblinge reduziert. Fühlt sich gut an. Denn den ersten fertigen Raum habe ich nun bezogen.

Neuanfang Wohnung renovieren - zuerst der neue Boden

Ein neues Wohngefühl mit neuem Boden (c) S. Plagge

Vor allem der neue Fußboden hat es mir angetan. Wo einst blauer Teppich lag, ist nun Vinyl in warmer Holzoptik – und haptik. Ich bin ziemlich verliebt in den neuen Boden, der mir nun zu Füßen liegt. Und ja, so eine ganz neue Bodenhaftung sorgt auch wirklich für ein neues Lebensgefühl!

Und die Farbe an den Wänden? Von meinem Kampf Frau gegen Kleckse, und wie schließlich der Flausch gewann, berichte ich dann demnächst!

One Reply to “Neuanfang über 40: Ein neues Wohngefühl”

  1. Marie Velden

    Anrührend ist das. Eine Frau über vierzig bezieht ein neues Leben, entscheidet zum ersten Mal selbst, wieviel Farbe darin sein darf. Da kommt der Part mit der (sterbenslangweiligen) weißen Raufaser nicht nur schön metaphorisch daher, sondern ist für alle, die demnächst einen solchen Umzug planen, ein deutlicher Mutmacher. Ein wenig Nostalgie, das darf sein, muss sogar, gefällt mir. Aber der offene Blick in eine farbige Zukunft, der entlockt mir ein Lächeln. Weiter geht’s. Der Auftakt einer schönen Geschichte.

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