Was schätzen Arbeitgeber an uns, müssen wir unseren Klamottenstil ändern, ist es jetzt zu spät für (noch) ein Baby – und wie ist das mit der Liebe? Drei Frauen und zwei Männer, die von Berufs wegen häufig mit 40-Somethings zu tun haben, geben Auskunft
Wie wir lieben
„Nicht mehr ganz junge Frauen sind sicherlich selbstbezogener, was ich nicht negativ finde, das ist ja auch ein Ausdruck persönlicher Freiheit. Auf der Suche nach einem neuen Partner stehen sich aber häufig selbst im Weg, in dem sie in einer Art Schnellgerichtsverfahren Männer aussortieren, nur weil irgend ein Attribut nicht stimmt – das Handy am Gürtel, der Dialekt, die Automarke. Dadurch bringen sie sich um die Chance, dass sich Gefühle entwickeln. Ein bisschen mehr Neugier und Unvoreingenommenheit wären besser.“
Michael Mary, Paarberater und Autor (u.a. „Die Beziehungs-Trickkiste“, G & U, 16,99 Euro), www.michaelmary.de
Wie wir feiern
„Frauen über 40 wollen genau so flirten, tanzen, trinken wie die Jüngeren – und wehe, ich spiele ihnen die ganze Zeit Oldies aus ihrer eigenen Jugend vor. Spätestens nach dem zweiten Madonna-Titel fragen sie nach Lady Gaga. Der einzige Unterschied beim Feiern ist, dass sie nicht ganz so spät ins Bett wollen. Ein Grund, warum sie oft nicht mehr gerne in Clubs gehen. Bei uns ist die Tanzfläche um 21 Uhr voll, nicht erst um 23 Uhr. “
Teddy Rinke veranstaltet seit 2010 eine regelmäßige Ü-40-Partyreihe in Berlin: www.ü40-berlin.de
Was wir tragen
„Es gibt keine modischen No-Gos mehr für Frauen ab 40 – wer sich in seinem Körper wohlfühlt und zu seinem Stil steht, der kann alles tragen. Und ich erlebe häufig, dass Frauen in dem Alter durch Ausstrahlung alles wett machen, was ihnen die Jüngeren in Sachen Schönheit voraus haben. Bloß nicht freiwillig einschränken, nur weil Freundinnen oder die Familie finden, jetzt sei es aber genug mit langen Haaren oder kniekurzen Röcken!“
Sonja Grau ist Stylistin und besitzt eine Agentur für Personal Shopping in Ulm: www.sonjagrau.de
Wie wir arbeiten
„Im Job wissen Frauen um die 40 genau, was sie wollen, was sie können und was sie bereit sind zu leisten. Sie beherrschen die Kunst, authentisch zu sein, selbstbewusst, ohne sich besonders profilieren zu müssen. Wenn sie Kinder haben, entwickeln sie oft ein beachtliches Organisationstalent und arbeiten sehr effizient, gerade in Teilzeit-Positionen.“
Sybille Reiß, Leiterin des TUI-Recruiting Office, führt für den Hannoveraner Touristikkonzern Gespräche mit Bewerberinnen von der Auszubildenden bis zur Führungskraft. Von knapp 10.000 Mitarbeitern in Deutschland sind etwa 70 Prozent weiblich.
Wie wir Kinder bekommen
„Mit Anfang 40 lässt sich ein Baby nicht so einfach planen. Denn in diesem Alter kommen Schwangerschaften schwerer zustande, das Risiko einer Fehlgeburt ist höher, und auch die Gefahr von Gendefekten steigt. Allerdings: Wenn die ersten Wochen gut überstanden sind, dann hat die Mehrzahl der Frauen auch in diesem Alter völlig problemlose Schwangerschaften und Geburten. Und: Sie sind häufiger in stabileren Beziehungen, finanziell abgesicherter als die Jüngeren, ruhen oft mehr in sich selbst. Daraus entsteht eine Gelassenheit, die gut ist für Mutter und Kind.“
Christine Biermann ist Frauenärztin in Hamburg und hat mit ihrem Kollegen und Mann Ralph Raben ein Mutmach-Buch für späte Mütter veröffentlicht („In diesem Alter noch ein Kind? – das Glück der späten Schwangerschaft“, 7,49 € im Kindle-Shop)