Wo nicht nur 40-somethings in Schwung kommen: Verena war letzte Woche mit ihrer Familie an ihrem Lieblings-Urlaubsort Trafoi in einem Seitental des Südtiroler Vinschgau. Dort hat sie nicht nur beim Skikurs ihrer Kinder zugeschaut, sondern auch seit 30 Jahren zum ersten Mal selbst eine Wiedereinsteiger-Stunde genommen. Mit dem Skischulleiter Roland Angerer (43, Foto unten) sprach sie über den Unterschied zwischen kleinen und großen Wintersport-Einsteigern, alte und neue Schneetrends und die Pizzastück-Stellung.
40-something: Wenn meine Kinder mittags vom Skikurs kommen, höre ich immer nur „Pizza“ und „Spaghetti“. Als ich selbst Skifahren gelernt habe, in den 70er Jahren im Schwarzwald, war nie von Essen die Rede….
Roland Angerer: Erstmal sind das nur neue Begriffe für bewährte Techniken – Anfänger kommen eben am leichtesten den Hang runter, wenn sie die Skispitzen zusammenführen und dieser Winkel sieht aus wie ein Pizzastück. Deshalb Pizzastück-Stellung, das klingt auch netter als „Schneepflug“. Später, wenn die Kinder ihre Beine beim Fahren parallel halten, hinterlassen sie dabei eine Spur wie zwei lange Spaghetti.
40-something: Und außer den lustigen Namen hat sich nichts geändert?
Roland Angerer: Doch, das Skifahrenlernen ist heute um einiges einfacher als damals. Schon, weil das Material viel leichter ist, und weil die taillierten Carving-Skier drehfreudiger sind als die langen, geraden Ski, die man früher hatte. In deiner und meiner Kindheit gab es auch so einige technische Hilfsmittel nicht, etwa die komfortablen Förderbänder. Und schließlich ist auch die Pädagogik eine andere geworden: Kinderskikurse sind heute viel spielerischer, und wir definieren je nach Alter individuell, was ein Kind in welcher Stufe lernen kann. Die Lernziele sind ganz andere als bei Erwachsenen.
Beim Skikurs in Südtirol fahren die Kinder ihren Eltern davon
40-something: A propos: Wenn die Mütter und Väter beim Zuschauen auch Lust bekommen, aber noch nie auf Skiern standen – wie sind deren Chancen, es noch zu lernen?
Roland Angerer: Nun, das hängt natürlich davon ab, wie beweglich und wie sportlich jemand insgesamt ist – aber grundsätzlich kann man in jedem Alter mit dem Skifahren anfangen. Der älteste Neu-Einsteiger in unserer Skischule war 73!
40-something: Und lernen Erwachsene langsamer oder schneller als Kinder?
Roland Angerer: Ein bisschen länger dauert es bei den Älteren schon, das hat verschiedene Gründe. Ein Aspekt ist der körperliche, es braucht mehr Zeit, bis sie das Gefühl haben, zentral auf den Skiern zu stehen, die Bewegung zu beherrschen. Der andere ist mental: Erwachsene denken viel mehr über die Risiken nach, werden schneller nervös, wenn es steil wird. Deshalb fahren wir mit erwachsenen Skischülern anfangs nicht einmal den Übungslift ganz hoch, sondern starten erstmal im ganz Flachen, zwei Meter über dem Ende des Hanges. Kinder ab drei, vier Jahren, die sind ganz anders, die fahren einfach drauf los, denken über die Höhe nicht nach, schauen sich ab, was der Skilehrer macht, bewegen sich intuitiv – viel mit Worten erklären müssen wir da gar nicht.
40-something: Wenn sich jemand mit 40 oder darüber noch ins Ski-Abenteuer stürzen möchte und zum Beispiel einen Skikurs in Südtirol bucht – wie bereitet er oder sie sich am besten vor?
Roland Angerer: Die allgemeine Fitness kann man ja mit ganz verschiedenen Sportarten fördern, ein bisschen Kondition hilft sicherlich. Ansonsten ist es wichtig, dass die Chemie mit dem Skilehrer stimmt. Erwachsenen Anfängern würde ich immer Einzelunterricht empfehlen, das ist effektiver.
Snowboard versus Carving: Der Schnee von gestern ist der Trend von morgen
40-something: Mir fällt noch etwas auf: Auf den Pisten in Trafoi und Sulden sieht man sehr viel weniger Snowboarder als vor zehn, 20 Jahren. Liegt das nur am Gebiet, oder ist Snowboarden etwa wieder out?
Roland Angerer: In den frühen Neunziger Jahren gab es mal diesen Trend – wer cool war, fuhr Snowboard, Skifahren war eher etwas für die Älteren. Aber seit der Erfindung der Carving-Ski hat sich das wieder gedreht, jetzt sind zwei Bretter wieder angesagt.
40-something: Puh, Glück gehabt – weil ich mit 25 zu faul war, umzulernen, bin ich jetzt wieder voll auf der Höhe der Zeit! Übrigens, ich habe vor ein paar Tagen bei deinem Kollegen Richard auch eine Einzelstunde genommen – fast 30 Jahre nach meinem letzten Skikurs!
Roland Angerer: Und, wie war’s?
40-something: Absolut effektiv! Erst da ist mir klar geworden, dass ich immer noch mit der gleichen Technik fahre wie 1978 – obwohl das Material damals ein ganz anderes war. Beide Skier gleichmäßig belasten statt Berg- und Talski unterschiedlich, mehr mir Knien und Hüften arbeiten und weniger mit einer Auf- und Ab-Bewegung – ich glaube, es gibt noch viel zu lernen für mich!
Tipp für Kurzentschlossene: Die Skischule Trafoi hat noch in der Woche vor und in der Woche nach Ostern geöffnet, dann ist Saisonpause.
Unterkunft: Das Familienhotel Bella Vista wird herzlich und familiär von der Tochter des früheren Skistars Gustav Thöni geführt – der übergibt bei der Siegerehrung nach dem Kinder-Skischulrennen auch persönlich die Medaillen. Einzigartige Lage, cooler Alpen-Stil, leckeres Essen, bestes Preis-Leistungs-Verhältnis. Übrigens: Warum Hotel und Ort auch im Sommer eine Reise wert sind, schreibt Verena hier