Ich bin ganz normal. Ich verliere nur häufig Mützen. Sonst funktioniert mein Gehirn prima. Altersgerecht meistere ich souverän die Koordination von beruflichen Terminen, denen der Kinder und auch ein paar privaten. Gerade an trüben Tagen komme ich ja gern mal raus, da sind Verabredungen besonders wichtig.
Wie schön, dass ich eben mit einer Freundin ausgemacht habe, dass wir uns morgen auf einen Kaffee treffen. Leider muss ich aber nun doch ein wenig an mir zweifeln. Denn irgendetwas stimmt gar nicht. Denn gerade schlage ich meinen Kalender auf. Ich bin ja altmodisch und mag Papierkalender, zwei Seiten für eine Woche. Leider synchronisiert der sich nicht allein. Also müssen das meine Hirnwindungen tun. Und genau hier liegt das Problem. Ich will eben schnell Zeit und Ort des Kaffeetreffs eintragen. Und dann … schluck. Morgen ist Donnerstag. Da war doch etwas? Am Donnerstagvormittag tagt ein Kreis der Flüchtlingshilfe, in der ich mich engagiere, da hatte ich erklärt, dass ich Zeit habe. Steht in meinen Mails und bei WhatApp. Aber nicht im Kalender. Dafür steht da am 19. November ein Arzttermin.
Ich habe also am 19.11. einen Termin, einen Morgen und einen am Donnerstag. Dumm nur, dass das alles der gleiche Tag ist. Und nun? Auf den Vorsorgetermin beim Arzt habe ich lange gewartet. Verschieben wäre also doof. Erst zum Arbeitskreis und dann zum Arzt? Und die Freundin? Autsch. Klar, die könnte ich danach noch treffen. Oder vielleicht im Wartezimmer. Aber wann soll ich dann arbeiten?
Vermutlich muss ich diese Kalender-App nun also doch nutzen. Oder mein Gehirn mehr trainieren. Ich hoffe doch sehr, dass es nur ein Ausrutscher war. Ich hatte das nämlich schon mal. Leichte Anzeichen, die mich sehr an mir zweifeln ließen. Das war, als ich das Brot des Mannes auch schnappte und mit Leberwurst beschmierte und in mundgerechte kleine Häppchen schnitt, das tragbare Telefon in den Kühlschrank legte und mich wunderte, warum die PIN des Handys am Bargeldautomaten nicht viel nützte. Damals diagnostizierte ich sofort: Stilldemenz.
Aber diese praktische Ausrede für barbusiges Öffnen der Wohnungstür habe ich nicht mehr. Die Kinder sind neun und zehn Jahre alt und kommen schon viele Jahre ohne Muttermilch aus. Das Mützenvergessen ist Schicksal. Nur so habe ich das Handarbeiten wieder entdeckt. Ich stricke immer wieder die gleiche Mütze nach.
Aber wie erkläre ich mir nun diese Termin-Doofheit? Legt die sich auch wieder? Oder ist sie vielleicht einfach ein Zeichen, dass ich kürzer treten oder kreativ werden muss? Da war doch etwas? Ach ja, ich habe mal vor ein paar Jahren tatsächlich eine Expertin gefragt, was gegen mütterliche Vergesslichkeit hilft. Ihre Antwort: Wichtiges auf kleine Zettel schreiben, auf gesunde Ernährung achten, viel bewegen und viel schlafen, möglichst auch am Tag. Vielleicht klappt das ja auch ohne Baby? Aufschreiben wäre sicher schon mal eine gute Idee.
Demnächst in diesem Blog: „Nein sagen – und sich dabei richtig gut fühlen“